Biologische Filterung von Schildkrötenbecken:
Da man es im Allgemeinen schon nach kurzer Zeit leid ist, alle 2 bis 3
Tage einen vollständigen Wasserwechsel vorzunehmen, versucht man,
sich mit anderen Methoden zu behelfen. Allen voran steht der
Außenfilter, der bei einer gewissen Größe durchaus gute
Dienste leistet. Er sollte grundsätzlich für normal besetzte
Aquaterrarien die 3 bis 4-fache Leistung der Empfehlung für
Aquarien mit der gleichen Wassermenge haben. Aber auch so ist ein
häufiger Wasserwechsel nicht zu vermeiden, da sich das Wasser mit
Nitraten anreichert, die kein mechanischer Filter herausfiltern kann.
Auch ein starkes Einbringen von Sauerstoff, durch Sprudelsteine oder
kräftiges Einspritzen des gefilterten Wassers, kann
allerhöchstens unterstützend wirken. Die einzig dauerhafte
Lösung des Problems ist eine biologische Filterung des Wassers.
Nun ist das keine komplizierte Sache, wie mancher jetzt meinen mag, es
muss lediglich eine Pflanze gefunden werden, die sehr schnell
wächst, im fließenden Wasser stehen und Unmengen von
Nährstoffen und Nitraten aufnehmen kann. Angeregt, so etwas einmal
auszuprobieren, wurde ich durch einen Abschnitt im Buch "Aquarien
und Terrarien im Selbstbau" von HANS DIETER HECK (Seite 82 bis
86).
Zunächst einmal ist es günstig, wenn das Aquaterrarium
schattig steht, um Algenwuchs durch direkte Sonneneinstrahlung zu
verhindern. Dieses Becken wird mit einem Außenfilter verbunden,
der das stark verschmutzte Wasser ansaugt und mechanisch vorfiltert,
d.h., die groben Futterreste, Kot und Schwebeteilchen werden im Filter
zurückgehalten und können bei einer Filterreinigung schnell
entsorgt werden. Als Filtermaterial habe ich immer grobe Plastikwolle
und darüber feine Filterwatte benutzt.
Aus dem Außenfilter wird das vorgeklärte Wasser in ein
zusätzliches kleines Becken gedrückt. In diesem Becken
befindet sich die Pflanze als Biofilter. Ich verwendete dazu einen
Ableger eines Philodendron. Eine Bekannte mit einem riesigen
Philodendron erklärte mir, dass Philodendren stets Luftwurzeln
ausbilden und ein Ableger nur dann angeht, wenn er mindestens ein
großes Blatt und eine Luftwurzel hat. Solch einen Ableger stellte
sie mir zur Verfügung. Das kleine Becken wurde mit Blähton
gefüllt - also den roten Kügelchen, die man üblicherweise
für Hydrokultur benutzt. Darin habe ich den Ableger tief
eingepflanzt. Von dort führt ein Überlauf zurück in das
Aquaterrarium, so dass jetzt der Kreislauf geschlossen ist.
Die Pflanze lebt dann ausschließlich von den Nährstoffen im
durchfließenden Wasser und filtert dieses somit auf biologische
Weise. Unterstützend sollte das kleine Becken in der Sonne stehen,
damit die Pflanze genügend Licht für schnelles Wachstum
bekommt. Sowohl Blähton als auch die Pflanze sollten möglichst
noch keinen Kontakt zu Blumenerde gehabt haben, da Reste von Erde meist
zur Verpilzung der Pflanze führen. Selbstredend muss das Becken mit
dem Biofilter höher stehen, als das Aquarium, damit das Wasser
allein durch Schwerkraft ins große Becken zurückfließen
kann. Außerdem muss man darauf achten, dass die Pflanze tief genug
eingepflanzt ist, so dass die Wurzel auch dann noch unter Wasser ist,
wenn der Filter abgeschaltet wird und der Wasserstand bis zum
Überlauf sinkt.
Womit wir beim schwierigsten Thema sind: Der Überlauf...
- Er muss in der Größe zur einlaufenden Wassermenge
passen, d. h,. das Wasser, das von der Pumpe mit Druck in das
Becken eingebracht wird, muss schnell genug allein durch die
Schwerkraft wieder abfließen können.
- Er darf niemals verstopfen, da sonst die Pumpe die Wohnung
flutet.
Das
erste Problem kann man mit einem genügend großen
Durchmesser lösen, wobei die Öffnung im kleinen Becken nicht
zu hoch am Rand sein sollte, da sich somit kurze Engpässe abfangen
lassen, bzw. das steigende Wasser einen höheren Druck im Abfluss
erzeugen kann. Kurz gesagt, er sollte ca. 10 cm unter dem oberen Rand
sein. Ein Loch in ein Glasbecken zu bohren, ist nicht jedermanns Sache,
bei Unsicherheit fragt man am besten im Fachhandel nach Hilfe. Den
Schlauch dann wasserdicht an dieses Loch anzuschließen, war mir
nur mit einem Gewinderohr möglich, den genauen Aufbau habe ich im
obenstehenden Bild festgehalten. Die Größe des Rohres habe
ich so gewählt, dass man den Schlauch schon mit Kraft
'aufschrauben' musste, um ihn dann noch mit einer Schelle zu fixieren.
Bei einem großen Loch sollte aber ein Ablaufstück aus dem
Sanitärbereich einen wasserdichten Anschluss ermöglichen. Das
auslaufende Wasser leitet man in das große Becken zurück.
Wie schon erwähnt, ist unbedingt darauf zu achten, dass das
Pflanzenbecken höher steht als das Schildkrötenbecken, da man
sonst für den Rücktransport ebenfalls eine Pumpe
benötigt. Es ist aber nahezu unmöglich, zwei Pumpen zu finden,
die exakt die gleiche Wassermenge transportieren, so dass man immer
Gefahr läuft, dass eine Pumpe leer läuft und somit verbrennt,
oder dass eine Pumpe die Menge nicht bewältigt und man im Wasser
steht.
Das
zweite Problem löst man durch ein kleines Sieb - bei mir
war es ein Teesieb - das man von innen vor dem Ablauf befestigt. Der so
entstehende Freiraum kann den Abfluss vor Verstopfungen durch die
Steinchen schützen.
Bei meiner Anlage filterte die Pflanze so viele Nährstoffe und
Nitrate aus, dass ein kompletter Wasserwechsel nur noch alle 6 Monate
notwendig war. Der Außenfilter wurde allerdings in kürzeren
Abständen gereinigt, da meine Tiere auch mit Fleisch gefüttert
werden und so Futterreste in den Filter gelangten.
Der Aufbau dieses Biofilters weicht übrigens von der Vorlage im
Buch ab, da dort direkt das Brauchwasser in das Pflanzenbecken
eingeleitet wird und lediglich eine Umwälzpumpe für den
Rückweg ins Schildkrötenbecken sorgt. Aber dies halte ich nur
bei ausschließlicher Fütterung von Grünfutter bzw. den
schnell zerfallenden Pellets für sinnvoll.
Meine Anlage lief bis zum Umzug der Tiere in eine Freianlage
einwandfrei, man muss nur darauf achten, dass die Pflanze genug Licht
erhält und dass sie regelmäßig beschnitten wird, damit
sie immer wieder neue Blätter bildet und so große Mengen an
Nährstoffen aus dem Wasser benötigt.
Literatur:
HECK H. D. (1975): Aquarien und Terrarien im Selbstbau. -
(Verlagsgesellschaft Rudolf Müller)