Starkes Immunsystem der Krokodile, beobachtet bei Caiman crocodilus

Karl-Heinz Voigt
Krokodilstation Golzow

29.07.2007

Von Krokodilen weiß man, daß sie hart im Nehmen sind.
Ihr Immunsystem ist bemerkenswert.
Das brauchen sie aber auch, wo doch die Artgenossen nicht immer zimperlich miteinander umgehen.
Große Verletzungen wie abgebissene Schwanzspitzen oder Gliedmaßen kann man des öfteren sehen.
Jedes andere Säugetier würde daran versterben.
Bei Krokodilen hinterlassen diese Wunden nur ein paar Blutstropfen und heilen nach einigen Wochen.
Nun forscht man daran, das Immunsystem auch für den Menschen nutzbar zu machen.
2004 konnte ich bei einem Caiman. c. crocodilus eine interessante Beobachtung machen.
Jeder Terrarianer ist aufgeregt und in Sorge um seine Tiere, wenn sie sich verletzt haben.
Je schwerer diese Verletzung desto größer die Aktivität unsererseits dies medizinisch in Ordnung zu bringen.
Beißereien und Rangordungskämpfe kommen eigentlich nur in einer neu zusammenge-
stellten Gruppe oder Territorium vor.
Diese könne dann mitunter heftig sein.
Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Raufereien unter Weibchen oder unter Männchen.
Mein Pärchen bewohnte schon mehrere Jahre ein 16 m² großes Becken.
In der Paarungszeit hat das Männchen ( 1,75 m ) das Weibchen ( 1,50 m ) mittig in den Schwanz gebissen, dort, wo die beiden Kielreihen zu einem Kielkamm zusammenlaufen.
Es war eine tiefe Fleischwunde.
Die Verletzung war so stark, daß beidseitig des Schwanzes der Wirbelknochen zu sehen war.
Ich habe die Verletzung nach einigen Tagen festgestellt.
Normalerweise wird bei derartigen Verletzungen das Tier sofort eingefangen und dem Tierarzt zur Behandlung vorgestellt.
In diesem Fall war es anders.
Meine Anlage ist zwar optimal für die Kaimane aber sehr ungünstig für ein Handling mit den Tieren.
Ich habe mich für die bequemere Variante entschieden, dem Tier keinen Stress zu machen statt es einzufangen und dann wochenlang in einer unbekannten Umgebung zu pflegen, bis die Wunde vielleicht verheilt ist.
Zum sterilen Faktornder Anlage muß ich mitteilen, daß die Landteile aus normalem Mutterboden bestehen, in dem Palmen ausgepflanzt sind.
Der Wasserteil hat eine Fläche von 3 x 3 m, ist mit Wasserlinse und Wassersalat besetzt, ist beheizbar, hat eine Wassertiefe von 0,85 cm und eine 15 cm hohe Schlammschicht als Bodengrund.
Wenn die Tiere ins Wasser gehen, wirbeln sie den Schlamm auf.
Unter diesen Voraussetzungen habe ich das Tier in der völlig unsterilen Anlage belassen.
Mein Gewissen sagte mir : fange das Tier heraus und bringe es zum Tierarzt.
Mein zweites Ich sagte : laß es in der Anlage und schau was passiert.
Ich beobachtete das Weibchen des öfteren in den nächsten Wochen.
Meine Befürchtungen waren das Abfaulen des Schwanzes oder der Totalverlust des Kaimans.
Ich konnte das Tier nicht jeden Tag beobachten und so quälte mich der Gedanke an den Zustand dieser Verletzung.
Nach 6 Wochen Bangen konnte ich meine Pirni wieder auf dem Landteil in ihrere ganzen Schönheit bewundern.
Von dieser Verletzung ist nichts mehr zu sehen.
Auch konnte ich keine Narbe entdecken.
Die Wunde ist ohne äßeres sichtbares Zeichen abgeheilt.
Leider konnte ich diese Verletzung nicht fotografieren.
Die hohe Luftfeuchtigkeit und das scheue Tier vereitelten jeden Versuch.
Ob eine tierärztliche Behandlung in der Zeit denselben Erfolg gebracht hätte bleibt die Frage.
Der Stressfaktor ist bei Krokodilen nicht hoch genug einzuschätzen.
Dementsprechend sollte auch das Terrarium gestaltet sein.

Kaiman-Pärchen
Caiman crocodilus - Pärchen auf einem der Landteile



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