Kurzbericht zum 17. Working Meeting der IUCN-SSC Crocodile Specialist Group in Darwin Ralf Sommerlad   14. 06. 2004 |
Das diesjährige Arbeitstreffen der CSG war überschattet
von den kommenden Rücktritten des CSG-Vorsitzenden
Prof. Harry Messel
und des Chief Executive Officers
Dr. James Perran Ross
. Während Harry Messel aus Altersgründen seinen Rücktritt zum 01.10.04 erklärte, wird Perran Ross bereits zum 01.07.04 aus beruflichen Gründen gehen, allerdings der GSG als Schatzmeister erhalten bleiben. Zum neuen CSG-Vorsitzenden nominierte das Steeling Comittee mit großer Mehrheit Prof. Grahame Webb aus Darwin / Australien. Die Position des Chief Executive Officers ist noch nicht neu besetzt. Folgende Mitglieder der DGHT AG Krokodile nahmen an dem Meeting teil : Dr. Adam Britton , Darwin, Australien Eddy Even , Emmen, Niederlande Rene Hedegaard , Eskildrup, Dänemark Rene Renz , Friedberg, Deutschland Collin Stevenson , Sidney, Australien Ralf Sommerlad , Frankfurt, Deutschland Arbeitsgruppen für besonders bedrohte Arten : Eine Siamese Crocodile Task Force wurde in Anbetracht der besonderen Bedrohungssituation von C. siamensis ins Leben gerufen. Die Gruppe steht unter der Leitung von Dr. John Thorbjarnarson jthorbjarnarson@wcs.org . Nachdem sich die Situation des Ganges-Gavials in dessen wichtigstem Habitat, im Chambal-River, wieder dramatisch verschlechtert hat, wurde die Gründung einer Gavial Task Force unter der Leitung von Nihil Whitaker , Madras Crocodile Bank, beschlossen ( kachuga2@hotmail.com ). Durch die Übernahme des CSG-Vorsitzes übergab Grahame Webb sein Amt als Chairman der Tomistoma Task Force an Ralf Sommerlad , Frankfurt, crocodilians@web.de . Wer die Arbeitsgruppen ideell oder auch finanziell unterstützen möchte, wende sich bitte an die vorgenannten Personen. Bei dieser Gelegenheit sei nochmals auf die Webseite der Tomistoma Task Force www.tomistoma.org hingewiesen. Die Zusammenarbeit mit Cafepress gestattete, T-Shirts und und andere Produkte kostengünstiger anzubieten und der Erlös kommt dem Schutz des kritisch bedrohten Sunda-Gavials Tomistoma schlegelii zu Gute. Einen ausführlichen Bericht über das Treffen in Darwin werden Rene Heedegard oder Ralf Sommerlad beim diesjährigen AG-Treffen im Krokodille Zoo in Dänemark erstatten. Hierzu nur noch Folgendes : Die Situation des Mohrenkaimans Melanosuchus niger hat sich in einigen Staaten des Verbreitungsgbietes soweit verbessert, daß über eine Verbreiterung der nachhaltigen Nutzung nachgedacht werden kann. Derzeit wird ebenfalls auf politischer Ebene diskutiert, ob jährlich 25 adulte Leistenkrokodile C. porosus im australischen Northern Territory zur Bejagung freigegeben werden sollen. Die kontrolloierte Jagd sollte keine Auswirkungen auf die Population haben und spült nach dem Vorbild Floridas nicht unerhebliche Beträge in die Kassen der staatlichen Naturschutzbehörden, die ihrerseits dieses Geld wieder für sinnvolle Maßnahmen zum dauerhaften Schutz der Art und ihrer Biotope verwenden sollen. Der derzeitige Status von A. sinensis, C. mindoriensis , C. rhombifer und C. siamensis muß als sehr kritisch bezeichnet werden. Diese Arten genießen bei der Arbeit der CSG daher ebenso höchste Priorität wie Tomistoma schlegelii und Gavialis gangeticus. Die freilebenden Populationen von C. intermedius erholen sich langsam, weitere intensive Arbeit ist aber auch hier vonnöten. Bei C. rhombifer ist offensichtlich die fortschreitende Hybridisierung auch im Freileben mit C. acutus kaum aufzuhalten, was die intensive Zuchtarbeit mit reinerbigen Tieren ebenso erforderlich macht wie den Schutz von reinerbigen Populationen und deren Habitataten. ( Anmerkung : die Crocodilian Advisory Group der amerikanischen Zoo-Vereinigung AZA sucht in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeit mit europäischen Zoos und Privathaltungen zur "Blutauffrischung".) Abschließend sei noch auf eine persönliche Beobachtung hingewiesen : Die enorme Ausbreitung der Aga-Kröte (Bufo marinus) in Australien kann eine ernsthafte Bedrohung der derzeit noch sicheren Bestände des Australien-Krokodils (C. johnsoni) und des Leistenkrokodils (C. porosus) zur Folge haben. In manchen Gebieten Nordaustraliens sind die Bestände des Australien-Krokodils bereits um 40 % geschrumpft. Der Kröte fallen daneben noch Tausende von anderen Beutegreifern wie Quolls, Schildkröten, Warane und Schlangen zum Opfer. Ich fand tagsüber auf einer einzigen Straße auf vielleicht 800 m Länge inmitten des Kakadu Nationalparks mehr als 30 überfahrene Aga-Kröten und hörte nachts viele Hundert rufen. Während die Regierung der australischen Staaten viele Millionen Dollar ausgeben, um die Ausfuhr und den Schmuggel mit australischen Tieren zu unterbinden, scheinen sie in Bezug auf die Aga-Problematik relativ hilflos zu sein, einer Problematik, die die australische endemische Fauna ungleich mehr bedroht als es der Handel mit Lebendtieren tun kann. Es ist frustrierend.
|