Krokodiltage am Institut für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten der LMU München

M. Baur, R. Hoffmann, R. Sommerlad & W. Heuberger

    20. 11. 2004

Am 17. und 18. Juli 2004 fanden am o.g. Institut anstatt eines Tages der Offenen Tür die Krokodiltage statt.
Die Veranstaltung war gemeinsam durch das Institut f. Zoologie, Reptilienauffangstation   des Institutes und die Arbeitsgemeinschaft Krokodile der DGHT sowie die Tomistoma Task Force  (TTF), vertreten durch Ralf Sommerlad , initiiert und durchgeführt worden, um die Öffentlichkeit auf diese interessante Tiergruppe und die Arbeit der beteiligten Institute aufmerksam zu machen.
Durch die freundliche Unterstützung der Zoologischen Staatssammlung München ( Herr Dr. F. Glaw und Herr Dr. F. Fuchs ) sowie des Flughafenhauptzollamtes München konnten neben institutseigenen Exponaten noch eine Vielzahl an interessanten Stücken der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Bereits am Freitag, den 16. Juli war die Ausstellung für geladene Gäste aus Wissenschaft und Politik im Rahmen eines Umtrunks und Empfangs zu besichtigen.
Die lokale Presse ebenso wie Rundfunk und Fernsehen zeigten reges Interesse an der Veranstaltung und haben berichtet.

Neben klassischen Exponaten bot es sich an, auch lebende Tiere zu zeigen, die in der Reptilienauffangstation gehalten werden.
Zusätzlich konnte das Institut zwei adulte, ca. 3 m lange Mississippi-Alligatoren (Alligator mississippiensis) aus dem   Krokodilzoo   in Friedberg in einem Gehege in der Eingangshalle zeigen, die dort neben ihrer beeindruckenden Präsenz das Publikum durch ausgiebige Balzspiele faszinierten.







Herr R. Renz , der Eigentümer der Tiere, der diese während der Ausstellung betreute, stand interessierten Besuchern Rede und Antwort.
Auf der Institutsterrasse konnte ein juveniler Alligator, ebenfalls aus dem Bestand des "Krokodilzoos" stammend, betrachtet und - unter Aufsicht - angefaßt werden.
Der Erlös aus den so entstandenen Fotos wurde der TTF zur Verfügung gestellt.
Weiterhin konnten zwei halbwüchsige Brillenkaimane (Caiman crocodylus) in Vergesellschaftung mit den institutseigenen Schnapp- und Geierschildkröten in der Gewächshausanlage, in der sie die Sommermonate verlebten, beobachtet und bestaunt werden.
Drei juvenile, beschlagnahmte Brillenkaimane wurden im Bereich der Auffangstation ausgestellt, ebenso wie ein 28 Jahre altes Stumpfkrokodil (Osteolaemus teraspis), das derzeit ebenfalls in der Auffangstation des Instituts lebt.



Darüber hinaus wurde den Besuchern eine beeindruckende Sammlung an Krokodilskeletten und -schädeln präsentiert, die teils aus der Sammlung des Institutes, aber vor allen Dingen aus der zoologischen Staatssammlung stammten :
neben den aufgestellten Skeletten von Mississippi-Alligator und Nilkrokodil (Crocodylus niloticus) sowie Brillenkaiman konnten Schädel von diversen Arten, unter anderem vom Gangesgavial (Gavialis gangeticus), vom Sundagavial (Tomistoma schlegelii), vom Nilkrokodil und vom Leistenkrokodil (Crocodylus porosus) sowie von verschiedenen Kaimanarten gezeigt werden.
Die Gavial- und Krokodilschädel, die die Zoologische Staatssammlung zur Verfügung stellte, waren von immenser Größe und vermittelten den Besuchern einen Eindruck von der Mächtigkeit dieser Tiere.



Darüber hinaus konnten Präparate ausgestopfter und in Alkohol konservierter Tiere, teilweise sehr seltener Arten besichtigt werden.
Alligatorkopftrophähen vermittelten einen Eindruck vom Großwildjägertum, das früher durchaus auch Krokodile als Teil der "Big Five" einschloss.
Neben diesen eher zoologisch und sozialkritischen Exponaten konnten auch pathologische Veränderungen gezeigt werden und so den Bezug zur Tiermedizin herstellen.



Die beschlagnahmten Ausstellungsstücke vom Flughafenzoll bewiesen eindrücklich, wie sehr Krokodile, auch heut noch, illegal und teilweise in abschreckender Form ausgebeutet werden.
So konnten neben geschmacklosen Nippesfigürchen aus Babykaimanen allerlei "Nahrungsergänzungsmittel" und "Delikatessen" sowie Aphrodisiaka, Potenzmittelchen und Modeaccessoires gezeigt werden.



In Form ausgehängter Poster wurde einprägsam und übersichtlich dargestellt, welche Arten wo verbreitet sind, was nachhaltige Nutzung und Farming bedeuten und welche Verhaltensweisen Krokodile zu ihrem Repertoire zählen.
Ein weiteres beeindruckendes Poster behandelte die Gefährlichkeit der Krokodile.
Darüber hinaus, quasi als I-Tüpfelchen, wurde die Arbeit von   ARCO Nepal   und der TTF zum Schutz der bedrohten asiatischen Krokodile geschildert, aber auch auf die Arbeit der Klinik für Reptilien der Reptilienauffangstation des Institutes für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten der Tierärztlichen Fakultät der LMU München im Bereich des Tier- und Artenschutzes, des Tier- und Artenschutzvollzuges und der kurativen Tätigkeit dokumentiert.



Neben der ansprechend dargestellten und liebevoll präsentierten Ausstellung konnten sich die Besucher mit Tierärzten, Mitgliedern der TTF, der AG Krokodile und Herrn Renz zum Thema unterhalten und im Rahmen der Vortragsveranstaltung über Krokodile allgemein (Sommerlad), den Schutz des Sundagavials (Sommerlad) und die Überschneidung der "Welt" des Menschen mit der der Krokodile (Baur) informieren.



Dabei entstand so manches, ausführliche, sehr informative Gespräch, Kontakte konnten geknüpft und intensiviert werden.

Die Besucherzahl, die wegen des sehr schönen Sommerwetters eher niedrig ausfiel, wird auf ca. 500 Personen geschätzt.
Die Exponate standen für weitere zwei Wochen im Hörsaal und der Aula des Institutes der Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Verfügung.

Leider konnten kaum Spenden für die Arbeit der Tomistoma Task Force verzeichnet werden.
Dennoch kann die Veranstaltung als durchaus gelungen und erfolgreich bezeichnet werden und die Autoren möchten an dieser Stelle nochmals allen beteiligten Personen, dem Personal des Institutes, der AG Krokodile, den Institutionen, die Exponate zur Verfügung gestellt hatten, und den vielen freiwilligen Helfern und Studenten herzlich danken.

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