Der Krokodilumzug


Florian Häselbarth

17. 03. 2007


Umziehen – der Beginn eines neuen Lebensabschnitts; eine neue Wohnung, neue Nachbarn und so weiter… In den meisten Fällen assoziiert man positive Neuerungen mit einem Umzug, so stressig dieser auch sein mag. Sicher, das Resultat eines Umzuges ist auch in meinem Fall positiv, allerdings wage ich zu behaupten, dass der Umzug einer 4-köpfigen Familie (zumindest organisatorisch gesehen) leichter zu bewältigen ist als mein Umzug beziehungsweise der meiner Tiere…

Wie einige von Euch wissen, halte ich meine Tiere nicht in dem Haus, in dem ich wohne. Das hat private und platzgebundene Gründe. Ich habe also Räumlichkeiten angemietet, in denen mein nicht ganz kleiner Tierbestand lebt. Nun ist das Gebäude, in dem sich diese Räume befinden, verkauft worden und der neue Besitzer möchte umbauen und die angrenzende Halle anderweitig nutzen – ergo: Florian und seine schuppigen „Viecher“ müssen raus! Nicht ganz ohne Unverschämtheiten und Reibereien machte er mir klar, dass ich mich gefälligst zu beeilen hätte, da ja schließlich kein Richter Verständnis habe, wenn er „Mitarbeiter entlassen müsste, weil (ich) meine Spinnen füttern muss“. Insgeheim stellte ich mir sofort die folgende Frage: „Welche Mitarbeiter??“ Ich wusste, dass er lediglich einen teilzeitarbeitenden Angestellten hat – egal. Der von mir hinzugezogene Rechtsanwalt machte ihm schnell und glücklicherweise unmissverständlich klar, dass ich mich am längeren Hebel befinde: Stichwort Kündigungsfrist! Diese Hürde war also genommen und unser Verhältnis mutierte zu einer Art „Wir-müssen-uns-jetzt-vertragen“ – Hassliebe. 

Dank der regionalen Presse waren recht schnell neue Räumlichkeiten gefunden: Kellerräume (etwa 60 m²) in dem Haus einer ehemals befreundeten Familie (hier hatte ein Umzug (!) vor 20 Jahren die Freundschaft zwischen den Hausbesitzern und meinen Eltern einschlafen lassen; diese Freundschaft besteht jetzt jedoch wieder nach meinem Umzug!). Ohne lange Ausführungen: ein 6er im Lotto. Die Familie unterstützt mich, wo sie nur kann, ich kann dort praktisch mietfrei meine Tiere leben lassen und neben einer besseren Isolierung des Gebäudes, mehr Platz und moderneren Anlagen konnte ich nun auch ein etwa 270 cm großes Sumpfkrokodil vorübergehend aufnehmen, welches in Zukunft im Krokodille-Zoo Dänemark leben soll.

Einen Sprung zurück: Ich musste jetzt überlegen, wie das ganze organisatorisch zu bewältigen ist: In kürzester Zeit (zwei Monate) mussten neue Gehege für 10 Krokodile, 12 Schlangen, einen Waran, zwei Agakröten und ein paar Wirbellose entstehen. Für einige der genannten Tiergruppen kein Problem – bei bis zu 220 cm großen und nicht wirklich umgänglichen Krokodilen stellt sich das Ganze jedoch etwas anders dar. Selbige waren nicht für die Idee des Umziehens zu begeistern.

Was war zu tun? Neben dem koordinierten Abbau der „alten“ Anlagen, die schon stolze 1,5 Jahre alt waren und „damals“ über 3000 Euro verschlungen haben, mussten die neuen Räume vorbereitet werden: Heizung und Elektrik verlegen, Malerarbeiten und nicht zuletzt der Bau der Anlagen. Die Behörde musste informiert werden und Anlagen sowie die ganzen Aktionen mussten geplant werden… Wohin mit den Tieren während des Umzugs? Ich habe einen Teil der Tiere bei Freunden unterbracht, aber gerade die größeren mussten direkt vom alten Gehege in das neue ziehen, was oft nicht einfach war und dazu führte, dass es nicht selten provisorisch (aber dennoch tiergerecht) zugehen musste. Wer hilft wann? Woher das Material? Wann bauen (oft mussten wir nachts bauen, da tagsüber für mich Schule und für meine fleißigen Helfer deren Job angesagt war…)?

Schnell musste ich mich von der Hoffnung verabschieden, einen Großteil des Materials wieder nutzen zu können, da die Anlagen nun schließlich andere Formen hatten und einige kleine Fehler der Vergangenheit (zum Beispiel Schimmelbildung hinter den Terrarien) verhindert werden sollten; so haben wir die größte Anlage für die Neuguinea-Krokodile nicht aus Teichfolie, sondern aus Glasfasermatten, die mit Polyesterharz bestrichen wurden, gebaut. Das dauert länger, kostet mehr, hält aber auch länger, sieht viel professioneller aus und hat uns die Möglichkeit eröffnet, Scheiben einzusetzen, so dass man die Tiere unter Wasser beobachten kann. Ich könnte jetzt jede Anlage beschreiben, das wird aber zu Langeweile bei Lesern führen, wenn es nicht schon passiert ist. Ich lasse lieber Bilder sprechen!    

 

An dieser Stelle bietet es sich an, ein ganz großes DANKE an meinen Freund Mathias Fischer zu richten, ohne dessen Hilfe es kaum möglich gewesen wäre, den Umzug in der kurzen Zeit zu realisieren. Aber auch meinen Eltern sowie Stephanie, Gerrit, Steffen und Lea, Anne D., Eva, Stephan und Renate, Michael A., Michael T., Toni, Sascha, Mathias R., Jürgen, Markus, Ann-Christin, Timo (wenn er denn da war J), Stefan und Anne R. möchte ich ganz herzlich danken! Für die „psychische Unterstützung“ gilt Kathrin ein großes Dankeschön! Ohne dich, Kaki, wäre es weitaus schwieriger gewesen… Man kann sich sicher vorstellen, dass der Stress dieses Umzuges schon an die Substanz geht: Die Tiere müssen möglichst wenig Stress ausgesetzt, dennoch teilweise provisorisch unterbracht werden. Hinzu kommt mein Unterricht in der Schule, der mit der Gründung des von mir geplanten Schulvivariums einhergeht, die Hausarbeiten für die Uni,  Klausuren und Prüfungen und allerlei weitere Verpflichtungen in Vereinen und Verbänden (genannt seien hier nur einmal die DGHT AG-Krokodile, die GMTF, die BSH…), von denen man sich nicht mal eben zwei Monate trennen kann.

So bestand mein Tagesablauf  in den letzten Monaten im Wesentlichen darin, Fahrten zu erledigen (Baumärkte etc.), zum Teil bis in die Morgenstunden zu arbeiten (Uni, Schule und an den Anlagen), Tiere zu fangen und umzusetzen, etliche Anhänger- und Transporterladungen von A nach B zu bringen und nicht zuletzt viel -verdammt viel- Geld auszugeben. 16- bis 18-Stunden Tage waren/sind da keine Seltenheit…

 

Nun sind die Tiere alle wieder gut untergebracht und nicht mehr provisorisch. Kleinere optische Arbeiten gilt es noch zu erledigen, die jedoch keine Eile haben und in den nächsten Wochen Erledigung finden sollen. Es wird auch Zeit für mich: Langsam sind Grenzen erreicht, schließlich wartet die Uni und ich brauche auch mal wieder Zeit etwas abzuschalten – das gilt sicherlich auch für meine Helfer, insbesondere Mathias Fischer, aber auch und gerade für die Tiere!

 

Wer Interesse hat, sich das Ergebnis der letzten Monate und etlicher verlorener Nerven einmal anzuschauen, ist herzlich willkommen!    

So, nun aber die versprochenen Bilder! Wenn sich die Anlagen auch optisch sehen lassen können, werde ich noch Bilder folgen lassen.

Ich bitte, die schlechte Bildqualität zu entschuldigen… Das Geld für eine qualitativ hochwertige Kamera musste ich in die neuen Anlagen investieren…  




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Sascha und Markus beim Einbringen von Glasfasermatten und Polyesterharz


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Mathias Fischer und Florian Häselbarth beim Einfangen des männlichen Neuguinea-Krokodils


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Ein Blick in die neue Anlage. Wie man sieht, ist eine Menge Bier nötig, um die Laune aufrecht zu erhalten ...


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Mathias beim Erstellen des Landteils bei der zweiten grossen Anlage für Crocodylus palustris


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Eva-Maria Remmers beim Tapezieren - das war noch ganz am Anfang ...


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Die neue Anlage im Flur; hier leben die Giftschlangen, die Pythons und oben der Steppenwaran


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Die neue Anlage für die Neuguinea-Krokodile. Unten erkennt man die Öffnungen für die Scheiben. Das Chaos läßt erahnen, welche Arbeit es ist ...


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Chaos im Flur ...


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Das Sumpfkrokodil ( Crocodylus palustris )


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Der Abbau der "alten" Anlage.


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Die - jetzt zum Glück beseitigten - provisorischen Anlagen für die "Kleinen"



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