Zum Gedenken an Dr. Joachim Brock

 

Einer der letzten aus der „alten Garde“ der Herpetologen ist am 24. Februar dieses Jahres für immer von uns gegangen.

„Vater der Krokodile“ könnte man ihn in der blumenreichen Sprache des Orients nennen, denn kaum einer hat so viele junge Panzerechsen so vieler Arten in privater Haltung aufgezogen, ihre unterschiedlichen Haltungsweisen erforscht und darüber in der herpetologischen Fachpresse berichtet, wie Joachim Brock.

Nach seinen Angaben waren es weit über 120 Jungtiere verschiedener Arten und Unterarten, und es fehlten in der Sammlung nur wenige, wie z.B. der Gavial und das Orinoko-Krokodil.

Am 7.Juni 1923 in Stuttgart-Bad Cannstadt geboren, hatte sein Vater bereits sehr früh den Grundstein zu diesem Terrarianerleben gelegt, indem er den drei Söhnen eine Landschildkröte anvertraute, deren Pflege und Haltung sorgfältig kontrollierte und so das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der lebenden Kreatur prägte.

So begann Joachim Brock nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der Beendigung seines Studiums und seiner Promotion zum Dr. med. dent. schon im Jahre 1955 - zunächst in der Mietwohnung, später im eigenen Haus in Remseck-Hochdorf - mit der Haltung von Schildkröten und Krokodilen.

Es war jedesmal ein Erlebnis, in seinem einmalig gestalteten Hausgarten auf Entdeckungsreise zu gehen; hier der große Teich mit den Wasserschildkröten, dort das Gehege der Landschildkröten und da die vielen kleinen Feuchtbiotope mit den Unken.

Und dazwischen die interessanten einheimischen und exotischen Pflanzen. Er besaß außer einer Vielzahl seltener Kakteen und Sukkulenten auch eine sehenswerte Bonsai-Sammlung.

Über seine wissenschaftlichen Erkenntnisse berichtete er nicht nur in den angesprochenen Zeitschriften, sondern er verfasste auch einige Bücher, wie z.B. das in der Reihe „Kleine DATZ-Bücher“ 1965 erschienene „Krokodile“ oder das 1980 verlegt mit dem Titel „Der Krokodil-Prozess“. 1960 berichtete er in der DATZ in neun Folgen über „Panzerechsen im Zimmer“, 1966 schrieb er in der gleichen Zeitschrift über seine „Beobachtungen an Krokodilen“, 1970 erschien im „Aquarien-Magazin“ seine Anleitung zur Pflege von „Baby-Krokodilen“, und in der „herpetofauna“ veröffentlichte er 1992 zusammen mit Ludwig TRUTNAU seine Beobachtungen über „Farben bei Krokodilen und ihre biologische Bedeutung“. In „Sauria“ Nr. 3 berichtete er im September 1994 anhand vieler Zeichnungen über „Die Farben und Zeichnungsmuster der Krokodile“, und im Dezember 2001 wurden in „Reptilia“ Nr. 32 seine Gedanken über „Sinn und Unsinn der Richtlinien zur Haltung von Panzerechsen“  abgedruckt. Die Krönung seiner herpetologisch-schriftstellerischen Tätigkeit aber ist zweifellos sein im Natur und Tier – Verlag erschienenes Buch „Krokodile – Ein Leben mit Panzerechsen“.

Seine über 40 jährigen  Erfahrungen bei der Pflege dieser Tiere wurden u. a. belohnt durch die erstmalige Nachzucht von Paleosuchus trigonatus, eine der kleinsten Panzerechsenart der Welt. Hierüber berichtete er unter dem Pseudonym Bert Hämmerli im Jahre 1987 in DATZ Nr. 3 (S.129 ff.) und Nr. 4 (S.176 ff.).

Sein bereits 1971 erschienenes Buch über den Untergang der „Wilhelm Gustloff“, den er als damaliger Leutnant zur See miterlebt hatte, mit dem Titel „Nackt in den Tod“ und seine Buchserie „Die Diffamierung einer Generation“, erschienen 2001, 2003 und 2004 im Verlag Förderkreis für deutsche Geschichte e. V., Emmelshausen, seien nur am Rande erwähnt.

Bis zu seinen Letzten Tagen war mein Freund Jochen ( wir kannten uns über 40 Jahre !) stets geistig rege und bei vielen Telefongesprächen immer zu einem Späßchen aufgelegt. Schon vom nahen Tode gezeichnet, schrieb er noch seinen letzten Bericht über „Das langsame Sterben eines Krokodils“, seines über 43 Jahre gepflegten P.-trignatus-Weibchens, das über vier Wochen benötigte, um vom Leben zum Tod zu kommen.

Ihm selbst blieb ein solches Martyrium aufgrund einer Patientenverfügung erspart. Seine Frau Renate, mit der er 34 Jahre verheiratet war, pflegte ihn in seinen letzten Tagen aufopfernd und verbrachte täglich viele Stunden an seinem Krankenbett.

Anfang März 2005 wurde seine Urne im engsten Familienkreis auf dem Hauptfriedhof in

Bad Cannstadt beigsetzt. 

 

 

Klaus Hirschfeld

Reptilia Nr.52 (S. 13)

 

 

 

 

Dr. Joachim Brock,

 

war Ehrenmitglied der AG Krokodile der DGHT,  ein jeder hat seine Berichte gelesen, sein Buch „Krokodile – Ein Leben mit Panzerechsen“ fehlt in keinem unserer Bücherregale und einige von uns besitzen Nachzuchten seiner Paleosuchus trigonatus. Viele kannten Ihn auch persönlich und alle profitieren von seinem Wissen. Somit lebt ein Teil von Ihm in uns allen weiter!

 

Matthias Lienert