Jahrestagung 2001 in Königswinter

Protokoll :  DR. FLORIAN BRANDES

Die Jahrestagung der AG Krokodile fand auf Einladung der Familie BLUMENTHAL vom 18. bis zum 20. Mai 2001 in der Nähe von Königswinter mit seinem Drachenfels und Reptilienzoo statt.

Königswinter

Bereits am Freitagabend trafen sich die ersten Teilnehmer zu einem gemeinsamen Abendessen und lebhaften Gesprächen im Tagungslokal "Zum Ännchen".

Teilnehmer Jahrestagung 2001

Um das vielseitige Tagungsprogramm zu bewältigen, wurde am Samstag pünktlich angefangen, obwohl einige AG-Mitglieder und sogar Vortragende verkehrsbedingt noch nicht eingetroffen waren.

Der AG-Leiter VOLKER STEFFEN übernahm die Begrüßung der Anwesenden und überbrachte die Nachricht, daß TIM WIEGMANN, ehemaliger Leiter der AG Krokodile, seine derzeitige Position als zweiter Leiter zur Verfügung stellt, da er sich aus zeitlichen Gründen nicht mehr mit der AG-Arbeit befassen kann.
Dies wurde mit Bedauern zur Kenntnis genommen.
Die Stelle des zweiten Leiters konnte noch nicht wiederbesetzt werden.
Da die anfallende Arbeit dies aber erfordert, wird ein Mitarbeiter gesucht, der die Position bis zur nächsten Vorstandswahl komissarisch einnimmt.
Wer also bereit ist, aktiv mitzuarbeiten, setze sich bitte mit der AG-Leitung in Verbindung.

Den folgenden Kassenbericht übernahm ebenfalls VOLKER STEFFEN, da der Kassenwart KARL-HEINZ VOIGT aus privaten Gründen nicht anwesend sein konnte.
Es wurde angeregt, die Jahresbeiträge künftig per Einzugsermächgtigung zu erheben, da dies viel weniger kosten- und arbeitsaufwendig ist.
Wer nicht schon auf der Tagung seine Einverständniserklärung abgegeben hat, bekommt mit dem nächsten Rundschreiben ein entsprechendes Formular zugesandt.
Weiterhin wurde per Abstimmung eine Beitragserhöhung auf 10 € ab dem Jahr 2002 beschlossen, um die gestiegenen Kosten für Porto und Tagungen abdecken zu können.

Das Vortragsprogramm startete dann der Biologe MARK AULIYA ( Museum Alexander König, Bonn ) mit dem Thema :  Ist Crocodylus raninus eine valide Art ?
Es handelt sich hierbei um ein Süßwasserkrokodil, das nur von der Insel Borneo her bekannt ist.
Die Validität ist aus folgenden Gründen umstritten :
- die nur ca. 5 vorhandenen Belegexemplare sind schlecht konserviert und Farmtiere.
- Fundortangaben sind unzuverlässig, erschwert durch die dynamische regionale
   Händlerstruktur.
- Gemeinsamkeiten zum Phillipinen-Krokodil ( Crocodylus mindorensis ) und zum   Neuginea-Krokodil ( Crocodylus novaeguineae ) sind in der Schädelmorphologie
  und der Beschuppung gegeben, wobei der taxonomische Status dieser beiden Arten
  ebenfalls einer Klärung bedarf.
Die als C. raninus bezeichneten Farmtiere sind nicht von C. novaeguineae zu unterscheiden, zoogeographisch naheliegend.
Offen bleibt, ob es sich hierbei jetzt um eine weitere neue Süßwasserkrokodil-Art handelt, die - neben dem Sunda-Gavial ( Tomistoma schlegelii ) und dem Siam-Krokodil ( Crocodylus siamensis ) - in Borneo vorkommt, ob eine schon bekannt Art, z.B. C. novaeguineae neu zur Krokodil-Fauna Borneos zu rechnen ist, oder ob es sich um Tiere z.B. aus West-Papua handelt, die durch Händler nach Borneo gelangt sind.

Nach einer kurzen Kaffeepause folgte der Leiter des Exotariums im Zoo Frankfurt, RUDOLF WICKER, mit seinem Vortrag zur Haltung der Australischen Süßwasser-
krokodile ( Crocodylus johnsoni )
.
Er erläuterte den Werdegang von der Idee zur Haltung dieser Art ausgehend über die bürokratischen Hindernisse bis hin zu Details der Einrichtung des Geheges sowie des Sozial- und Brutverhaltens dieses interessanten, in Europa selten gepflegten Krokodils.
Der Erfolg der Haltung im Exotarium zeigte sich bereits im Mai 1994, als dort die erste Nachzucht in Europa gelang.

Mit der seit längerem in der EG-Verordnung Nr. 939 / 97 geforderten und in diesem Jahr in Deutschland in Kraft getretenen Kennzeichnungspflicht stand nun ein wenig beliebtes Thema an, das aber viele Krokodilhalter betrifft.
DR. FLORIAN BRANDES ( Zoo Braunschweig ) erläuterte kurz die gesetzlichen Grundlagen in Abschnitt 3 und Anlage 6 der Bundesartenschutzverordnung.
Danach berichtete HARALD JES, ehemaliger Leiter des Kölner Aquariums, von den langjährigen Erfahrungen, die dort mit der Transponderkennzeichnung gesammelt werden konnten und beantwortete viele Fragen hierzu aus dem Auditorium.
Aus tierärztlicher Sicht bleibt anzumerken, daß die zur Transponderimplantation üblicherweise geforderte Narkose bei Krokodilen nicht sinnvoll ist.
Allein der mit einer Narkoseeinleitung verbundene Streß ist größer als der eigentliche Eingriff, ganz zu schweigen vom Narkoserisiko.
Ansonsten bleibt abzuwarten, ob nicht auch für Krokodile die Möglichkeit der Fotodokumentation in Betracht kommt.

Vor der Mittagspausen stellte VOLKER STEFFEN die Pläne für die Wanderausstellung zum Thema " Weltweite Gefährdung und Möglichkeiten zum Schutz von Krokodilen " vor.
Auf zwei Stellwänden und in einer Glasvitrine mit Exponaten zu diesem Thema soll auf die Probleme der Krokodile in der Natur aufmerksam gemacht werden.

Vor der eigentliche Nachmittagsexkursion brachte MARLIES BLUMENTHAL den Zuhörern die Entstehungsgeschichte des Reptilienzoos, den sie schon von ihrem Vater übernommen hatte, näher.
Aufgrund der Verbindung mit der Nibelungenhalle auf dem Drachenfels hat die Haltung von Krokodilen, die als Vorbild für die überlieferten Drachensagen gedient haben könnten, hier eine lange Tradition ( siehe auch Nachzucht Alligator mississippiensis ).
Diese Krokodile wurden dann in Gestalt von Brauenglattstirnkaimanen ( Paleosuchus palpebrosus ), Mississippi-Alligatoren ( Alligator mississippiensis ), Brillenkaimanen ( Caiman crocodilus ) und einem Stumpfkrokodil ( Osteolaemus tetraspis ) nach dem anschließenden Ausflug zum Drachenfels im Reptilienzoo besichtigt.

Alligator mississippiensis
Alligator mississippiensis  " Alice "

Am Abend traf man sich wiederum im Tagungslokal, wo nach einem gemeinsamen Abendessen eine Videoaufzeichnung der Sendung " Wunder der Welt " gezeigt wurde, die über das " Projecto Yacare " berichtete.
Es handelt sich dabei um ein Ranching-Projekt zum Schutze des Breitschnauzenkaimans ( Caiman latirostris ) in Argentinien, das im Januar diesen Jahres von vier Mitgliedern der AG Krokodile und einer Kamerafrau besucht wurde, um einen Dokumentarfilm zu drehen.
Expeditionsteilnehmer DR. FLORIAN BRANDES erklärte anschließend anhand von Dias detailliert Methodik und Ziele des erfolgreichen Projektes.

Zum Abschluß des Abends wurde eine Verlosung durchgeführt, deren Einnahmen zur Erstellung der Wanderausstellung verwendet werden sollen.
Hierbei kamen 420.- DM zusammen, wofür den Anwesenden herzlich gedankt sei.
Trotzdem werden dringend weitere Geldmittel zur Finanzierung der Ausstellung benötigt.

... and the winner was :
Roman Bartz !

Nach zwei Stunden zwischen Hoffnung und Verzweiflung konnte schließlich er den heiß umkämpften Hauptpreis

" The swinging & singing Gator "

in die Arme schließen .
Siegerehrung


Am Sonntagvormittag konnten sich die Tagungsteilnehmer beim Webmaster der
AG Krokodile, KLAUS BERLIG, an einem eigens hierfür aufgebauten Notebook über die neue AG-Homepage informieren.
An dieser Stelle sei noch einmal an unseren Fotowettbewerb erinnert.
Auf der nächsten Jahrestagung wird für die besten Bilder aus der Homepage-Galerie ein Preis vergeben.
Gesucht werden qualitativ hochwertige Krokodilbilder oder Fotos, die durch die Besonderheit des Motivs sehenswert sind.
Auch andere Beiträge wie Reise- und Nachzuchtberichte sind willkommen.

Den ersten Vortrag an diesem Morgen hielt EDDY EVEN ( Zoo Emmen, Niederlande ) über seine Dienstreise zur Madras Krokodile Bank in Indien.
Diese 1975 von ROMULUS WHITACKER gegründete Einrichtung dient der Zucht und Erforschung von Krokodilen.
Einen Schwerpunkt bilden neben vielen anderen Arten, die hier gepflegt werden, natürlich die in Indien heimischen Ganges-Gaviale ( Gavialis gangeticus ) und das Sumpfkrokodil ( Crocodylus palustris ) .
Von letzterem leben etwa 5000 Tiere auf der Farm und die Zucht mußte stark eingeschränkt werden, da man wegen der strengen Gesetzgebung kaum in der Lage ist, Tiere abzugeben.
Diese Gesetze waren auch der Grund für die Dienstreise des Vortragenden.
Weil die indischen Behörden nicht in der Lage waren, die Transponder der aus dem Zoo Emmen importierten Panzerkrokodile ( Crocodylus cataphractus ) abzulesen, mußte EDDY EVEN eigens mit dem erforderlichen Lesegerät nach Indien reisen, um die Indendität der Tiere zweifelsfrei nachzuweisen.

PROF. DR. WOLFGANG BÖHME ( Museum Alexander König, Bonn ) berichtete dann über die laufenden Untersuchungen an der Nilkrokodilpopulation in Mauretanien ( siehe auch Bericht der AG-Jahrestagung 2000 , 'Nilkrokodile in der Sahara' ) .
Es werden, auch mit Hilfe der Telemetrie, umfangreiche Daten zur Biologie dieser Population erhoben, um vor allem festzustellen, wie weit sie sich aufgrund der extremen Umweltbedingungen von den übrigen Nilkrokodilen ( Crocodylus niloticus ) in Afrika differenziert hat.
Erste genetische Vergleiche mit Tieren aus dem südlichen Afrika ergaben erhebliche Abweichungen.
Dies könnte sogar den Status einer neuen Art bedeuten.
Es werden dazu in diesem Zusammenhang noch Gewebeproben von Nilkrokodilen westafrikanischer Herkunft gesucht, um auch hier Aussagen über verwandschaftliche Beziehungen treffen zu können.
Erste Kontakte, um an geeignetes Probenmaterial zu kommen, konnten bereits auf der Tagung hergestellt werden.

Im letzten Vortrag der diesjährigen Tagung zeigte RENE HEDEGAARD Bilder von der von ihm geleiteten Danish Crocodile Exhibition .
Diese in Dänemark auch ' Krokodille Zoo ' genannnte Einrichtung beherbergt die artenreichste Krokodilsammlung Europas.
Seit sie im letzten Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, erfreut sie sich eines regen Zulaufs.
Besonders Gruppen wie Schulklassen wird bei Führungen die Biologie der Krokodile nähergebracht.

Am späten Mittag wurde die Tagung dann offiziell beendet.
Mit 36 Teilnehmern war es eine gut besuchte Veranstaltung, die mit ihrem hochinteressanten Vortragsprogramm für jeden Anwesenden etwas zu bieten hatte.
Der Austragungsort der Jahrestagung 2002 steht noch nicht fest.
Auf vielfachen Wunsch wird aber ein Ort im süddeutschen Raum gesucht.
Hoffen wir auf eine ebenso rege Teilnahme in angenehmer Atmosphäre, wie es in Königswinter der Fall war.

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